[Diabolos] Kapitel 04

Die Sünde wird sich verbreiten wie der Schatten der Nacht über die Welt … Ihre Arme werden unaufhörlich ihre neue Gefolgschaft in Empfang nehmen und sie zu leiten einer neuen Zeit entgegen…

1. Prophezeiung, 6. Buch der Beliasa, Diabolos

„Oberpriester, es ist alles für die Zeremonie vorbereitet!“ „Gut!“, die kräftige Stimme ließ den Raum erzittern. Der Jungpriester entfernte sich aus dem Gemach und gesellte sich zu seinen Brüdern, die in der großen Halle warteten. Er gehörte zu den Wenigen, die das Gesicht des Oberpriesters kannten.
Es dauerte nicht lange und die Gemeinschaft stimmte den Chorus an. Man hörte Frauen wie Männer, die Sin lob priesen und sie bewegten sich gemeinsam in eine Art Trance zu ihrem Gesang.
Kurz darauf erschien eine schemenhafte Gestalt, gehüllt in einen Schwarzen Mantel, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, war es jedem unmöglich das Gesicht zu erkennen. Und auch, wenn es einem gelang, einen kurzen Blick auf den Oberpriester zu werfen, sehen konnte er doch nichts. Jedes Gesicht im Saal war mit einer Maske bedeckt. Der Oberpriester durchschritt den Gang. Als er vor der versammelten Masse stand, hob er seine Arme seitlich empor und die Masse verstummte. Einen kurzen Augenblick herrschte absolute Stille.

Dann begann der Oberpriester: „Meine Lieben Brüder und Schwestern. Ich freue mich, dass ihr dieser Zeremonie beiwohnt und heiße euch herzlich im Herzen von Sin willkommen. Ihr befindet euch hier, weil ihr Verstoßene, Aussätzige, von der Gesellschaft degradierte seid. Doch hier bei Sin, ist jeder gleich. Sin kümmert sich nicht um die Klassen, die die Fürsten schaffen. Sin gibt euch ein neues Leben, wenn ihr Sin das Eure gebt. Diese Gemeinschaft wird für euch sorgen, für euch da sein, wann immer ihr sie braucht. Sin ist immer für euch da!“ Laute Jubelrufe folgten. „Vor kurzem habe ich die Kunde erhalten, dass unsere Brüder wie streunende Hunde gejagt werden, nur weil sie sich nicht anpassen wollen. Diese Versammlung dient dazu, diesem Treiben ein Ende zu setzen und GEMEINSAM zu beschließen, wie wir damit umgehen sollen. Ich habe ein paar Kundschafter ausgeschickt, welche eigentlich heute oder morgen wieder hier ankommen müssten. Bis dahin bitte ich euch, hier zu verweilen und die Gastfreundschaft Sin´s in Anspruch zu nehmen.“ Mit diesen Worten wandte er sich von der Masse ab, welche wieder den Chorus anstimmte und kniete nieder. Der Chorus verstummte. Anschließend taten es ihm die restlichen Jungpriester gleich und knieten ebenfalls nieder.
Nach einer Weile erhob sich der Oberpriester und verließ die Halle, gefolgt von dem Jungpriester, der vorhin bei ihm war.
Kaum das sie das Gemach des Oberpriesters betreten hatten, nahm dieser die Maske ab und wandte sich dem Jungpriester zu. Verlangen lag in seinem Blick. Ein Verlangen, dass noch nie gestillt worden war, auch wenn er es noch so oft versuchte. Der Jungpriester, der mit richtigem Namen Kenzo hieß, blieb an der geschlossenen Tür gelehnt stehen und betrachtete den Oberpriester. Dieser kam einen Schritt auf ihn zu, umfasste das Gesicht Kenzo´s und küsste ihn wild und leidenschaftlich. Noch nie hatte er sonderliches Interesse an Frauen gehabt und die Figur des jungen Knaben gefiel ihm. Kenzo gab sich ihm bereitwillig hin und es dauerte nicht lange, und sie lagen wie so oft in dem Bett des Oberpriesters. Beide vor Erregung fast wahnsinnig, wurden ihre Spielchen immer intensiver. „Shin-ya …!“, hauchte er völlig in einer Extase versunken, die nur der Oberpriester in ihm hervorzurufen vermochte. Dieser begann, ihn am Hals entlang zu küssen, wurde immer gieriger und fordernder… Seine Hand glitt immer tiefer an Kenzo´s Körper hinab. Kenzo bot sich ihm bereitwillig da.
Als es klopfte fluchte Shinya und versuchte wieder zu einer normalen Atmung zurück zu finden. Als er sich einiger Maßen gesammelt hatte, zog er sich seinen Mantel über. Kenzo tat es ihm gleich. Anschließend nahm Shinta auf seinem Stuhl platz und deutete dem Jungpriester die Tür zu öffnen.
Ein Mann, groß wie ein Bär und einer der besten Krieger Sin´s trat ein. Nur wenige wussten, wo das Gemach des Oberpriesters zu finden war. Wenn jemand mit ihm vertraulich reden wollte, so musste er sich an einen seiner Vertrauensdiener wenden, wie Kenzo einer war. Der Krieger kniete vor Shinya nieder, den Blick gesenkt, bis dieser es ihm gestattete zu reden. Der Oberpriester war sichtlich verärgert über diese Störung und ließ den Krieger länger als üblich in dieser Position verharren. Schließlich sprach er mit tief, kräftiger Stimme: „Was hast du zu berichten?“ „Ich habe, wir ihr befohlen hattet, mich in Bloorfog umgesehen. Unseren Brüdern dort geht es bestens, dort macht man keine jagt auf uns.“ „Und was ist sonst noch passiert?“ „Wir … Wir haben ihn gefunden, den Mann, den ihr gesucht habt…“, brachte er stockend hervor. „Und weiter?“, Shinya ahnte, dass etwas nicht stimme. „Er…“, der Krieger zögerte. „Er hat 4 von uns getötet.“ Der Oberpriester versteifte sich unmerklich. „Mein Herr! Er sieht aus wie…“, soweit kam der Krieger nicht mehr. Shinya hob die Hand und gebot ihm zu schweigen. Anschließend bat er Kenzo, das Zimmer zu verlassen. Seine reine Seele sollte nicht verdorben werden. Als Kenzo die Tür hinter sich geschlossen hatte, machte er sich auf den Weg in die Küche. Seine Schritte hallten auf dem kahlen Flur.
Shinya erhob sich erwartungsvoll. „Ich weiß wie er aussieht, auch wenn wir uns nie gesehen haben… Habt ihr alles so gemacht wie besprochen? Hast du mir seinen Kopf gebracht?“ Der Krieger blickte beschämt zu Boden. „N-Nein!“ Shinya´s Augen blitzen auf vor Zorn. „Mein Herr, dieser Mann versteht es mit dem Schwert umzugehen, dass grenzt an Hexerei. Seine Kraft und Geschicklichkeit ist überirdisch.“ Shinya schwieg, warf dem Krieger nur wütende Blicke zu. Jeder der ihn etwas genauer kannte, wusste wie jähzornig er sein konnte. Mit hartem Tonfall sagte er: „Folge mir!“ Bevor er mit dem Krieger sein Gemach verließ, setze er sich wieder seine Maske auf und gemeinsam schritten sie durch die Gänge. Der Krieger stets darauf bedacht, hinter seinem Oberpriester zu beleiben.
Sie kamen in einen großen, abgelegen Raum an. Der Krieger schloss hinter ihnen die Tür. Der Raum war schwach erleuchtet, 2 Fackeln, welche an den Wänden angebracht warenm, sorgten für minimale Sicht. Verunsichert blieb der Krieger zirka in der Mitte des Raumes stehen und versuchte seine Umgebung näher auszumachen. Shinya befand sich ihm gegenüber und drehte ihm den Rücken zu. Seine Stimme war nur ein Flüstern: „Du und deine Freunde, ihr habt versagt!“ Der Krieger riss erschrocken die Augen auf, fiel auf die Knie und flehte um Verzeihung. Shinya schien es nicht zu hören. Als er sich ihm zuwendete hielt er eine Atame in der Hand und seine Maske lag auf einen nahe stehenden Tisch. „E-Es tut… mir Leid! Mein Herr, bitte … ich werde es wieder gut machen. Ich werde nicht noch einmal versagen, dass schwöre ich ihnen!“, flehte der Krieger nun um sein Leben. Kräftemäßig war Shinya ihm eventuell ebenbürtig, aber keinesfalls überlegen. Jedoch besaß der Oberpriester etwas, dem der Krieger hilflos ausgeliefert war. Geistige Kontrolle. Shinya trat einen Schritt auf ihn zu und hob die Atame. Der Krieger schloss die Augen, den Tot erwartend.
Ein paar Sekunden vergingen und als der Krieger seine Augen wieder öffnete fuhr er sich gleichzeitig mit seiner Hand an die rechte Wange. Ein dünner Streifen Blut lief ihm am Gesicht hinunter. Er drehte sich um und sah die Atame hinter ihm in der Felswand stecken. Um Beherrschung bemüht versuchte der Oberpriester die Kontrolle über sich zu behalten. „Du hast mein Vertrauen missbraucht. Wie sollte ich dir jemals wieder Glauben schenken können?“ Der Krieger blickte zu dem Oberpriester auf, unfähig irgendetwas zu sagen. Der Blick Shinya´s verdunkelte sich. „DU hast SIN VERRATEN!“ Obwohl seine Stimme noch immer nicht mehr als ein Flüstern war, so war sie doch das bedrohlichste was der Krieger je gehört hatte. Er würde hier nicht mehr lebend rauskommen, dass wusste er nun. So, als wenn der Nebel sich verzieht, klarrte nun sein Blick auf. Er wusste jetzt, dass er nur manipuliert und benutzt worden war. Doch eine Frage stellte sich ihm. Wer oder Was war SIN nun überhaupt. Eine Gesellschaft die einem Irren folgte? Oder doch das, was sie vorgab zu sein? Ein Ort, an dem die Aussätzigen ein Heim fanden? Er wusste es nicht. Der Krieger erhob sich und wandte Shinya den Rücken zu. Jetzt wo er nicht mehr manipuliert wurde hatte er keine Angst mehr vor dem Oberpriester. Sein Blick wurde stolz und fest als er mit kräftiger Stimme sprach: „Was ist SIN wirklich?“ Ein Lächeln umspielte den Mund des Oberpriesters. „SIN ist die Sünde!“ Er lachte. Der Krieger verstand es nicht. Wie meinte der Oberpriester das? Er betrachtete sein Gegenüber. Der Priester lachte noch immer. Es glich dem eines Wahnsinnigen. Dem Krieger wurde bewusst, wie Leid ihm der Priester tat und wandte sich von ihm ab. Er wollte so schnell wie möglich hier weg. Er hatte fast die Tür erreicht, als er das Geräusch von Metall vernahm. Blitzschnell drehte er sich dem Oberpriester wieder zu, als dieser Ihm auch schon das Schwert in den Bauch rammte. Sein Gesicht zu einer Abstoßenden Fratze verzogen war es das Letzte, was der Krieger sehen würde. Er begann zu röcheln und Shinya setzte das Schwert nach, bis der Schaft die Bauchdecke berührte. Der Oberpriester beugte sich nah an das Ohr des Kriegers heran und flüsterte diesem zu: „Ich bin SIN…“ Der Krieger wollte Shinya nicht so einfach den Sieg überlassen. Er spuckte das Blut aus, das sich in seinem Mund sammelte um wieder deutlicher Sprechen zu können. „Ihr habt … keine Chance gegen … Kinya! Er … ist euch … überlegen…“ Shinya zog das Schwert ruckartig ein Stück raus aus dem Körper des Kriegers und drehte es. Dieser schrie auf vor Schmerz, um anschließend in das Reich der Toten zu kehren. Als Shinya realisierte, dass der Krieger wirklich tot war zog er ihm das Schwert vollends aus dem Körper. Dieser sackte auf den kahlen und kalten Steinboden, wie ein schwerer Stein. Shinya stand noch einen Augenblick da. Geistesabwesend hob er das Schwert parallel zu sich und leckte mit der Zunge über die Blutverschmierte Klinge. „Das könnte sehr interessant werden…“ Der schwache Schein der Fackeln ließ sein Gesicht wie das eines Dämons aussehen…
Auf dem Weg zurück zu seinem Gemach schienen seine Gedanken eine Berg- und Talfahrt zu durchleben. So euphorisch war er schon lange nicht mehr. Shinya blieb einen Moment stehen. Plötzlich freute er sich wahnsinnig auf Kenzo und beschloss, ihn nachher gleich wieder zu sich rufen zu lassen. Als er sein Gemach betrat erfasste sein Blick ein Tablett mit frischem Obst. Weintrauben, Erdbeeren, Orangenstückchen … alles was das Herz begehrte war auf diesem Tablett zu finden. Shinya nahm die Maske ab und lächelte. In diesem Augenblick öffnete sich hinter ihm erneut seine Zimmertür und Kenzo trat ein. Sichtlich überrascht über die Anwesenheit des Priesters. Dieser entgegnete lächelnd und sanft: „Ich glaube, ich habe dir deine Überraschung verdorben…“ Kenzo nickte nur. Er liebte diesen Ausdruck des Oberpriesters. Seit dem ersten Tag als er ihn sah, fühlte er sich sofort zu ihm hingezogen. Alleine seine Ausstrahlung zog ihn förmlich in seinen Bann. Dieses Treffen lag jetzt in etwa 7 Winter zurück, vor 2 Wintern hatte er zum ersten Mal das Gesicht des Oberpriesters gesehen und seit dem Letzten teilten sie des Öfteren das Bett miteinander. Shinya beugte sich zu dem Jungpriester hinunter und schaute ihm durchdringend in die Augen. Kenzo´s Gesicht nahm einen leichten roten Schimmer an. Blitzschnell packt Shinya Kenzo´s Hals. Erst etwas grob, dann sachte. Er küsste ihn. Seine Küsse waren wie immer wild und stürmisch. Kenzo wurde gegen die Kammertür gedrückt. Wild nestelte Shinya an den Sachen Kenzo´s, denn im Gegensatz zu ihm war er ja immer noch unter seinem Mantel vollkommen nackt. Kenzo spürte wie erregt Shinya war und ließ es sich nicht nehmen ihn noch weiter zu reizen. Kenzo´s Küsse wanderten von Shinya´s Lippen hinab an seinen Hals, weiter auf seine Brust und schließlich noch tiefer um Shinya von seiner „Qual“ zu befreien. Shinya seufzte einvernehmlich und befand sich in einer schon lang nicht mehr erlebten Extase. Die einzige Frage die er sich noch stellte war: „Lag das an Kenzo oder an Kinya?“ Ein wissendes Lächeln umspielte seine Lippen als sie beide letztlich doch im Bett weiter machten. Ein kurzer Blick aus dem Fenster hinaus verriet Shinya, dass der Morgen dämmerte. Aber er war noch immer nicht gesättigt und erst wenn er sich zufrieden und wohl fühlte, würde er sich der Masse wieder widmen. Aber dafür würde Kenzo schon sorgen…

Views: 0